Sonntag, 30. Mai 2010

Ein neuer Chef



Nach anderthalb Jahren Interimszeit haben wir endlich einen neuen Chef. Der Methodistenbischof Rolando Villena wurde Mitte Mai mit Zweidrittelmehrheit vom Parlament zum Defensor del Pueblo gewählt.

Gleich zu Beginn wehte ihm ein heftiger Wind ins Gesicht. Zum einen stammte die Zweidrittelmehrheit alleine von der Regierungspartei des Evo Morales, so dass seine Unabhängigkeit in Zweifel steht. Zum anderen eskalierten gleich in den ersten Tagen seiner Amtszeit zwei Konflikte.

Die Regierung schickte 700 Polizisten ins Tiefland nach Caranavi, um eine Straßenblockade der Bevölkerung nach zwölf Tagen aufzulösen. Dabei starben zwei Menschen durch Schüsse. Es gab etliche Verletzte, und mehrere Dutzend Menschen wurden nach Hausdurchsuchungen ungerechtfertigterweise verhaftet und nach La Paz gebracht. Zwei Nachbardörfer stritten um den Sitz einer Staatsfabrik zur Verarbeitung von Zitrusfrüchten.

Und im Hochland, im Departamento Potosí, haben Dorfbewohner vier Polizisten auf Streife umgebracht, ihr Territorium zum rechtsfreien Raum erklärt und außerdem die Herausgabe der Leichen verweigert. Dort geht es um nicht aufgeklärte Verbrechen, Kokainfabriken, Schmuggel und Korruption.

Nebenbei aber muss der neue Defensor natürlich seine Institution erst einmal kennen lernen. Bisher sieht es nicht so aus, als würde er das gesamte Personal austauschen - aber nichts Genaues weiß man noch nicht.

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