Freitag, 25. September 2009

Wiedersehen im Chaco


Mittagsschlaf am Straßenrand.
Eine Autofahrt durch den Chaco war vor einem Jahr meine erste Reise in Bolivien gewesen. Nun kehrte ich nach Monteagudo zurück. Diesmal eröffneten wir mit Unterstützung des DED das Büro der Defensoría del Pueblo in dem kleinen Ort. Von dort aus will die Institution ihren Kampf gegen die Schuldknechtschaft auf den Haciendas der Gegend fortsetzen.



Reden in einem kleinen Saal der Kirche, hinterher ehrenhalber ein Gläschen Wein für alle und eine Salteña und dann ein Nachmittag und ein Vormittag lang Interviews: mit der Bauernvereinigung, mit dem Viehzüchterverband, mit dem Stadtrat, mit dem Staatsanwalt, den Chefs der Guaraníes, den Behinderten, dem Arbeitsinspektor, der Agrarreformbehörde und Nichtregierungsorganisationen. Ein anstrengendes Programm mit einigen kabarettistischen Einlagen.
Drei Stadträte beim Interview im neuen Büro.

Die Guaraní-Vertreter.
Höhepunkt war sicherlich der Besuch beim Staatsanwalt. Ein zwei Meter großer Dickwanst mit schätzungsweise 200 Kilo, über den wir zuvor alle möglichen Klagen über Korruption und Verschleppung von Untersuchungen entgegengenommen hatten. In seinem Amtszimmer standen zwei lange Holzbänke, auf die wir uns drückten, und sein winziger Blechschreibtisch. Darauf ein angebissener Alfajor, ein voller Aschenbecher, die bolivianische Versions des BayWa-Kalenders, ein paar Akten und ein Gesetzbuch. Auf das pochte der Mensch mit den Schlitzaugen denn auch, als er sich gegen die Anschuldigungen von Stadtrat, Bauern und Guaraníes verteidigte. Königlich-bayerisches Amtsgericht ist ein müder Abklatsch.
Wie Monteagudo überhaupt einem bayerischen Dorf vor 50 Jahren sehr ähnelt, in den Strukturen, Machtverhältnissen, Schiebereien. Selbst die Bilder in der Auslage des einzigen Fotoladens von der letzten Prozession durch das Dorf könnten aus einem Ort wie Steinhöring stammen - zu Zeiten, als außer der Durchgangsstraße noch kein Weg asphaltiert war.
Gonzalo, Hector und Ximena Dávalos, die Chefin aus der Departaments-Hauptstadt Sucre, vor dem neuen Büro in Monteagudo.
Zeit für Heimweh nach Bayern aber war nicht. Vor vier Jahren hatte die Defensoría del Pueblo in einer Untersuchung die Schuldknechtschaft im Chaco dokumentiert: Etwa tausend Guaraní-Familien lebten fast wie Leibeigene auf den Haciendas der Großgrundbesitzer. Nun geht es darum herauszufinden, ob der Staat den damaligen Empfehlungen der Defensoría del Pueblo nachgekommen ist, um den Guaraníes ein menschenwürdiges Dasein und die Wahrnehmung ihrer Menschenrechte zu ermöglichen. Ob sich mit Versprechungen, Plänen und vielen Worten auch wirklich etwas geändert hat. Mit einer Kurzreise ist das allerdings nicht getan. Das Thema wird uns noch länger beschäftigen.
Auf der Hauptstraße des Ortes.

Sonntag, 13. September 2009

Familienzuwachs


Keine Angst, nicht bei mir. Juliane hat nun einen Bruder namens Sebastian - und ich bin zum zweiten Mal Tante geworden...