Freitag, 16. Oktober 2009

Fragen über Fragen

Herrgott, wenn dieses Computerprogramm zur Registrierung der Konflikte im Land mal fertig ist, an dem wir in der Defensoría del Pueblo nun seit einem Jahr arbeiten, was mach ich dann im Büro? Als ich meiner Mitbewohnerin Gudrun vor zwei Monaten diese Frage stellte, lachte sie lauthals. Inzwischen kann ich über diese Frage auch nur noch lachen. Jetzt habe ich nämlich einen Jahresarbeitsplan für 2010, der bis Ende 2011 reicht, bei dem mir das Lachen allerdings sehr schnell vergangen ist.

Ein Jahr lang habe ich vor mich hingewurschtelt und das gemacht, was mein Chef Gonzalo für wichtig hielt. Ganz ohne Plan und Ziel. In dieser Woche aber haben wir uns in Santa Cruz für die Planung des nächsten Jahrs getroffen, zwei Dutzend Leute. Immerhin – es ging nicht nur um die Planung für mich, sondern auch für die Kollegin Verena, die an der argentinischen Grenze arbeitet, und drei bolivianische Kollegen, die die Defensoría del Pueblo neuerdings im Auftrag des DED im Norden von La Paz, in der Provinz Ballivián im Beni und in Monteagudo im Chaco Chuquisaqueño unterstützen. Plus eine internationale Fachkraft für den Beni, die gerade in Bonn ausgesucht wird. Außer dem Landesdirektor des DED und der Defensora waren die jeweiligen Chefs der Regionalbüros da, die Chefabteilung für Konflikte aus La Paz, mein Koordinator aus dem DED und noch ein paar weitere Wichtigheimer.

Rausgekommen ist eine Wirkungskette, an der wir jetzt unsere Arbeit orientieren müssen. Oberziel sind die Geltung und Einhaltung der Menschenrechte. Mittelfristig soll die Intervention der Defensoría del Pueblo in Konflikten effektiver werden. Rausgekommen ist auch ein Riesenpaket an Arbeit. Grob geschätzt die Hälfte davon teilen sich die fünf vom DED bezahlten Kollegen, die andere Hälfte betrifft meinen Arbeitsplatz. Unter anderem geht es darum, in den nächsten zwei Jahren ein komplettes konzeptionelles Fundament für die Arbeit in Konflikten yu entwickeln und die Kollegen in diesem Bereich zu schulen.

Dabei existieren ziemlich viele Unwägbarkeiten.

Da ist zum einen die politische Situation in Bolivien. Der letzte ordentlich ins Amt gewählte Defensor schied planmäßig im vergangenen Dezember aus. Weil aber das jetzige Parlament keine wichtigen Entscheidungen mehr trifft, da sich Bolivien im Februar für eine neue Verfassung und damit für Neuwahlen im Dezember entschieden hat, sind wir bereits seit fast einem Jahr unter Führung einer Interimschefin, die alles tut, um nicht aufzufallen.

Dann ist da die interne Situation. Die Interimschefin steht unter Beschuss, kürzlich hat ein Kongressausschuss ihre Absetzung verlangt. Mit der Wahl des Nachfolgers durch das neue Parlament wird aber nicht vor August 2010 gerechnet. Wenn dieser Nachfolger aber einmal feststeht, müssen alle wichtigen Funktionäre der Defensoría de Pueblo ihren Rücktritt einreichen – es wird also das komplette Personal ausgetauscht. Von der Linie des Nachfolgers hängt dann auch ab, ob die Defensoría del Pueblo weiterhin in Konflikten vermitteln wird oder nicht.

Nicht zuletzt redet dann auch Deutschland noch ein Wörtchen mit. Da ist zum einen die heikle Haushaltssituation, die daran zweifeln lässt, dass es nächstes Jahr wieder soviel Geld für Entwicklungshilfe geben wird wie in diesem Jahr. Und dann wollen sowohl CDU wie FDP den DED mit der GTZ zusammenlegen. Wie das ausgeht, weiß der Himmel.

Und dann muss auch noch ich entscheiden, ob ich meinen Vertrag, der noch ein Jahr läuft, überhaupt verlängern möchte. Wer weiß, wer der Nachfolger meines Chefs Gonzalo wird, wenn einmal das komplette Personal ausgetauscht ist? Fragen über Fragen.
Planung ist eben nur das halbe Leben.

Samstag, 10. Oktober 2009

Oktoberfest

Nach einer Portion Leberkäse mit Kartoffelsalat und einem kleinen Bier haben Imke und ich fluchtartig den Deutschen Club wieder verlassen - Oktoberfest in Bolivien, das muss wirklich nicht sein.

Freitag, 9. Oktober 2009

Neuwahl

Nie wieder Mitarbeit in einem Gremium, hatte ich mir geschworen. Nun sitze ich doch wieder in einem. Auf der Vollversammlung des DED Bolivien in Santa Cruz wurde ich in den Mitwirkungsausschuss gewählt, der an der strategischen Planung mitwirken und den Landesdirektor beraten soll. In Bolivien trifft sich das Gremium dazu dreimal im Jahr. Nicht gerade oft. Immerhin kann sich jetzt aber keiner mehr beschweren, dass ich nur alle drei Monate in das DED-Büro komme, um mein Geld abzuholen...

Montag, 5. Oktober 2009

Abschied von Angelito


Sonntagmorgen ist Angelito gestorben. Der 24-Jährige ist im Bett neben seiner Freundin erstickt. Die Hochzeit war für Dezember geplant gewesen.
Angelito (Mitte) hatte sieben Jahre in der Defensoría del Pueblo gearbeitet und war im August bei unserer Veranstaltung in Cochabamba dabeigewesen. Ein ruhiger, zurückhaltender Mensch, den alle mochten.
Sein Leichnam wurde Montagmorgen im Saal neben meinen Büro aufgebahrt. Nach der Totenwache durch die Kollegen und ein paar wenige Verwandte und einer Messe trugen ihn die Kollegen nachmittags im Sarg aus dem Saal und brachten ihn zum Friedhof, wo er begraben wurde.
Es ist nicht der erste Tote aus der Defensoría del Pueblo in diesem Jahr. Kürzlich starb bei einem Unfall ein Kollege aus Llallagua.