Freitag, 30. November 2007

Wandern in Luricocha










Donnerstag, 29. November 2007

Stilleben

Mittwoch, 28. November 2007

Ausflug nach Quinua









Auf einer Hochebene bei Ayacucho steht ein Denkmal fuer die Schlacht, die endgueltig die Unabhaengigkeit Lateinamerikas besiegelte.










Eine Wanderung zum Wasserfall.








Im naheliegenden Ort steht noch das Haus, in dem die Spanier den Kapitulationsvertrag unterschrieben haben.









Bekannt ist Quinua ausserdem fuer seine Tonfiguren und kleinen Kirchen auf den Daechern.



Dienstag, 27. November 2007

Ayacucho in Bildern

Die Stadt Ayacucho liegt auf 2600 Metern und hat die Farbe der umliegenden Berge, weshalb man sie im Bergkessel fast nicht ausmachen kann. Die Region mit dem gleichen Namen ist die zweitaermste des Landes und war in den 80er und 90er Jahren Schwerpunkt des bewaffneten internen Konflikts. Noch heute werden Massengraeber ausgehoben, in denen die maoistische Guerrillabewegung Leuchtender Pfad und das peruanische Militaer ihre Opfer verscharrten.

Paradestueck traditionellen ayacuchanischen Kunsthandwerks sind die Retablos. Dieses ueberdimensionale Exemplar mit der wenig traditionellen Werbung auf der Plaza de Armas beherbergt in seinem Innern allerdings nicht die ueblichen bunten Szenenbilder mit Figuren aus Holz oder Pappe, sondern einen Zeitungskiosk.
Die Plaza de Armas.




Die Mototaxis flitzen wie kleine wild gewordene Bienen durch praktisch jede Provinzstadt Perus und machen einen Hoellenlaerm.


Nachts in einem Armenviertel. Anamaria, Teresa und ich holten dort einen Christbaum fuer Anamarias Kinder ab...

Montag, 26. November 2007

Fortbildung in Ayacucho


Die peruanische Kollegin Giovanna (links) arbeitet mit Ashaninka-Gemeinden bei Satipo im Amazonas, Cordula mit der Opferorganisation Anfasep in Ayacucho.


Die Regenzeit beginnt gerade, in der Regel gibt es deshalb nachmittags einen Wolkenbruch, der die steilen Strassen Ayacuchos in unueberwindbare Fluesse verwandelt und am Himmel bunte Farben erzeugt.







Die deutsch-chilenische Kollegin Anamaria lebt mit ihrer Familie in Ayacucho. Sie arbeitet als Psychologin mit den Opfern der polititschen Gewalt und ihren Angehoerigen . Das sind vor allem arme, kechuasprachige Baeuerinnen, die weder lesen noch schreiben noch Spanisch koennen. Uns gab Anamaria eine Einfuehrung in das Thema Trauma.





Das Hotel Santa Rosa.

Freitag, 23. November 2007

Museo de la Memoria


Das Museum zur Erinnerung an die Opfer der politischen Gewalt in Ayacucho hat die Organisation Anfasep gegruendet. Der Vereinigung gehoeren 533 Mitglieder an, in der Mehrzahl Witwen und Waisen. Die "Mamas", wie sie genannt werden, sind in der Regel arme Baeuerinnen, die meisten von ihnen sprechen nur Kechua und die wenigsten koennen lesen und schreiben. Sie begannen bereits 1983 gegen die Gewalt zu protestieren und oeffentlich nach ihren verschwundenen Maennern und Soehnen zu fragen. In Ayacucho gilt noch heute der Ausnahmezustand.

Mittwoch, 21. November 2007

Guten Morgen

Drüben im Kammerl werkelt gerade der Handwerker und beseitigt meinen letzten Erdbebenschaden, der ein Wasserschaden ist. Er muss 1,5 Quadratmeter Boden fließen. Es ist der fünfte Termin.

Er war angekündigt für Montag, acht Uhr. Mittags gab ich das Warten auf.

Mittwochabend Ankündigung für Donnerstag, acht Uhr.

Donnerstagabend Ankündigung für Freitag, acht Uhr.

Freitagabend Ankündigung für Samstag, acht Uhr.

Samstag um zwölf Ankündigung für halb eins.

Um eins stand einer vor der Tür. Als er begann, die alten Fließen rauszuschlagen, klingelte der Wachmann. Ab eins darf man samstags keinen Lärm mehr machen.

Ich rufe Sie an, sagte der Handwerker. Wann? Wenn er die neuen Fließen gekauft hat. Wann kauft er die? Heute. Er ließ alles stehen und liegen, wie es stand und lag, und verschwand und ward nicht mehr gesehen und gehört.

Dienstagabend Ankündigung für Mittwoch, acht Uhr.

Dienstagmorgen um sieben klingelt es an der Haustür. Er sei jetzt da, sagte der Handwerker, legte sein Werkzeug ab und verschwand, ohne ein Wort zu sagen.

Anderthalb Stunden später klingelte es an der Haustür. Ja, er würde jetzt anfangen zu arbeiten...

Im Erdbebenkatastrophengebiet sind immer noch die eingestürzten Häuser zu besichtigen, und die Menschen schlafen in Zelten. Es sind erst fünf Prozent der Hilfsgelder verwendet worden. Der eigens gegründete Wiederaufbaufonds hat immer noch kein operatives Budget. Aber dafür verabschiedet das Parlament dieser Tage ein Gesetz, wonach der Vorstand des Fonds drei Monate nach Gründung von 16 auf 9 Personen verkleinert werden soll.

Guten Morgen, Peru!

Dienstag, 6. November 2007

Na so was

Die Deutschen finden inzwischen, dass mein Posten unzumutbar sei. Er wird nicht mehr besetzt.

Donnerstag, 1. November 2007

Zwischen Mexiko und Feuerland

Am Abend meiner Rückkehr nach Lima saß ich wieder mit klammer Jeans auf meinem Sofa, sah auf die Lichter vor der schwarzen Nachtfront, hinter der ich das Meer vermutete, trank einen vier Wochen offen gestandenen Rotwein auf, fror und blätterte eine alte Sonntagsausgabe des Comercio von Ende September durch.

In der Beilage „Mein Heim“ ging es auf der Seite „Die Frau“ darum, ob frau beim ersten Treffen nun gleich mit ihm ins Bett gehen soll oder nicht. „Während die Frau eine feste Bindung sucht, setzt der Mann hingegen alles dafür ein, dass die Frau seinem sexuellen Werben nachgibt, auch wenn er in vielen Fällen schon vorher weiß, dass er nichts Ernstes will“, schreibt die Psychologin.

Ich habe das jetzt in Peru nicht selbst getestet (damit wäre nun endgültig auch die Frage nach dem „Privaten“ beantwortet, die mir ja gern – und dann natürlich ganz diskret... - gestellt wird). Mich interessierte der Artikel auch gar nicht. Hängen geblieben war ich nur wegen der Kopfzeile der Zeitungsseite. Dort stand ein Zitat des uruguayischen Dichters Mario Benedetti. „Man kann nicht immer machen, was man will, aber man hat immer das Recht, nicht zu machen, was man nicht will.“ Und irgendwie fand ich den Spruch gerade passend für mich, wenn auch in einem anderen Zusammenhang.

Ich kann in der Defensoría del Pueblo nicht machen, was ich will. Das habe ich zwischen Februar und September herausgefunden. Aber ich habe das Recht, nicht zu machen, was ich nicht will. Zu der Auffassung bin ich dann im Oktober gelangt. Und deshalb habe ich heute, an Allerheiligen, gekündigt.

Als ich vor ziemlich genau drei Jahren schon mal in die Stadt kam, schrieb ich, dass der Aufenthalt dort begonnen hat wie ein Besuch bei Freunden, obwohl ich niemanden kannte. Dass Lima immer ein Traum meiner Jugend war, eher Begriff für ein Gefühl denn Name für einen tatsächlich existierenden Ort. Dass ich diesen Seelenzustand in der real existierenden Stadt aber tatsächlich gefunden habe: am Strand, wo die dicken Kieselsteine mit den zurückrollenden Wellen Symphonien erzeugen, sich die Farben in der beginnenden Dämmerung in ein monochromes Gemälde in Blau- und Grüntönen verwandeln, sich der Pazifik an einem unbekannten Punkt mit dem Horizont vereint und sich die Hochhäuser der Küstenlinie hinter gespenstischen Nebelschwaden verstecken. Damals hatte mir der Besuch in Lima plötzlich den Weg gewiesen. Ich hatte bei der Abreise einen Auftrag für eine Studie in Nicaragua in der Tasche.

Diesmal war alles ganz anders. Damit meine ich zwar weniger die Stadt als vielmehr die Arbeitsumstände und den Seelenzustand. Aber wie lässt sich das irgendwann alles noch so genau trennen? Der Aufenhalt hat jedenfalls nicht nach meinem Geschmack begonnen - und wurde dann auch nicht mehr besser. Die Freunde sind rar gesät. Für die Kiesel am Strand habe ich weder Zeit noch Muße. Die winterlichen Nebelschwaden zwingen mich dazu, einmal die Woche im Kleiderschrank die schimmeligen Klamotten auszusortieren. Und wenn ich an Pazifik denke, denke ich einen Tsunami immer gleich mit. Diesmal musste ich vielmehr nach Deutschland fahren, um herauszufinden, wie es weitergeht.

Die kurzfristige Einladung zu einer Fortbildung in Bonn bescherte mir einen Heimflug. Bei der Ankunft in Frankfurt fühlte ich mich ein bisschen so, als hätte ich gerade noch überlebt. Jeder Tag Abstand half dann, endlich eine Entscheidung zu treffen. Die ich heute in Lima der deutschen Seite auch kundtat. Die Reaktion: Sie haben Verständnis. Wie das im Detail mit dem Auflösungsvertrag aussieht, ist noch zu regeln. Ich breche nicht sofort alle Zelte hier ab – und verhungern muss ich auch nicht.

Mitgebracht habe ich außer dieser Entscheidung aber noch viel mehr aus Deutschland. Zum Beispiel ein Konzentrat an Freundschaftsmomenten, die mir noch jetzt das Herz erwärmen: die wunderschönen Jubiläumsabende im alten kino in Ebersberg, die heimeligen Küchengespräche in der Münchner Männer-WG, ein im Mariandl herrlich verbummelter Tag, die Weinabende in Königswinter und die stimmungsvollen Tage auf der Hochzeit von Mick und Monica in der Sierra de Guadalajara in Spanien. Und nicht zu vergessen: Die kritischen Blicke meiner kleinen Nichte Juli.

Mitgebracht habe ich auch eine DVD. Als ich also heute wieder wie vor zwei Tagen auf meinem Sofa saß, diesmal aber mit der Sicherheit, dass jetzt alles seinen Gang geht und vor mir etwas liegt, auf das ich richtig Lust habe, legte ich diese DVD in den Rekorder ein. Der bayerische Film „Hobeditzn“ brachte mir nicht nur Alex, Ebersberger Nummernschilder und eine Menge Valtorta-Zitate auf den Bildschirm, sondern erzeugte vor der Kulisse des nächtlichen Lima plötzlich auch jenes Gefühl, das ich in den vergangenen Monaten so vermisst hatte. Mein Lachen hat man mit Sicherheit noch auf der Straße gehört. Ich musste ganz offensichtlich erst nach Lima, und das auch noch zweimal, um zu merken, dass ich nach München will.

Aber jetzt gleich und sofort? Na ja, das muss jetzt auch wieder nicht sein. Vor mir liegen 17 Monate in Lateinamerika. Pläne dafür habe ich schon. Nichts, was im Moment wirklich spruchreif wäre – außer dass ich mir einen schönen, sonnigen Platz irgendwo zwischen Mexiko und Feuerland suchen werde...