Dienstag, 30. Dezember 2008

Zwischen den Jahren


Nicht, dass ich zwischen den Jahren nicht hätte arbeiten müssen - sogar am 24. und am 31. je einen halben Tag. Aber zum Zimmereinrichten und Fotografieren hat es dann doch noch gereicht. Und damit keiner glaubt, mein Zimmer hätte wirklich die komischen Ecken, die im Zusammenschnitt zu sehen sind, hier noch die Einzelbilder - und gleich noch unseren Hof und die Küche dazu.






Mittwoch, 24. Dezember 2008

Frohe Weihnachten!


Samstag, 20. Dezember 2008

Auf der Ikea-Abbiegespur


Prinzipiell ist ja Sommer in La Paz. Das heißt, es ist Regenzeit. Wo Regen ist, müssen Wolken sein, und die verdecken neuerdings immer wieder und immer öfter die Sonne. Und das wiederum heißt: Es ist immer wieder und immer öfter saukalt, denn es ist kalt, sobald die Sonne nicht scheint, auch wenn eigentlich Sommer ist.

Also war ich heute einkaufen: Hüttenfilzschuhe, Schafwolldecke, Alpaka-Pullover. Die Wärmflasche fürs Bett muss ich noch besorgen, das habe ich nicht mehr geschafft, weil mir in einem Laden die bolivianische Besitzerin aus dem chinesischen Horoskop die ideale Partnerschaftkonstellation herausgesucht und nebenbei einen einstündigen Plausch mit mir gehalten hat, während ich mit der dreijährigen Tochter spielen musste.

Was ich aber noch geschafft habe zu kaufen: einen festen hölzernen Lattenrost für die Matratze, die ich schon vorgefunden habe in meinem WG-Zimmer. Bin in das Viertel am Berg hinter dem Hexenmarkt, wo in jeder Straße eine Sorte Sachen angeboten wird: Elektrogeräte oder Schränke oder Spielsachen oder Sofas oder Eßzimmer oder Matratzen oder eben Betten.

Die Läden sind etwa halb so groß wie die Diele in der Schornstraße in München. Größer müssen die Geschäfte auch nicht sein, denn die Möbel, Elektrogeräte, Spielsachen und Matratzen stehen auf der Straße. Für den Regen, siehe oben, ist manchmal eine Plastikplane drübergespannt. Und vor jedem Möbelstück sitzt eine Alte und fragt: Was suchst Du?

Na ja, ich brauchte ein bisschen, bis ich gefunden habe, was ich suchte: An einer Hausecke stand der hölzerne Lattenrost in genau den Maßen, wie ich ihn wollte.

-"Verkaufst Du den auch einzeln?", fragte ich den Schreiner, der gerade an einem Bettgestell werkelte.
-"Ja, ja", antwortete er, hörte auf zu arbeiten und stellte sich zu mir vor den Lattenrost.
-"Und was kostet der?"
-"200", sagte er grinsend. Das sind etwa 23 Euro.
-"Nehm ich!"

Dem Schreiner verschlugs die Sprache. "Äh, ich rechne schnell aus, was er wirklich kostet", sagte er verdutzt und verschwand im Laden. Als er wieder auftauchte, verlangte er 350. Es war der Lattenrost für das Bett, an dem er gerade werkelte.

Die Verhandlungen waren aber nicht wirklich schwierig im Vergleich zu der Anstrengung, bei aufziehenden Regenwolken am Spätnachmittag ein Taxi mit Dachgepäckständer zu finden. Das Viertel besteht zwar nur aus Taxis im Stau. Aber die meisten Autos haben entweder schon eine Schrankwand auf das Dach geschnallt oder bleiben wegen eines Lattenrostes gar nicht erst stehen. Und da stand ich dann. Fast eine Stunde. Und dann stand ich da nochmal: im Taxi.

Letztendlich auch nicht anders als auf der Ikea-Abbiegespur.

Mittwoch, 17. Dezember 2008

Der Mann vor meinem Büro

Vor meinem Büro sitzt einer, der seit vier Jahren versucht, sein Recht durchzusetzen. Aber die Mühlen hier mahlen so langsam, dass sein Fall auf dem Weg durch die Justiz verjährt ist. Inzwischen beschäftigt sich das Parlament mit der Sache. Aber auch das arbeitet nicht schneller – und entschwindet außerdem gerade in die Weihnachtspause. Aus Verzweiflung ist der Mann nun in den Hungerstreik getreten. In der Defensoría. Im Erdgeschoss. Vor meinem Büro.
Mein Kollege Hector, der im dritten Stock sitzt, betreut den Fall. Er weiß glücklicherweise, was man in solchen Fällen macht. Er hat den Arzt geholt. Mehr kann leider auch die Defensoría im Moment nicht für diesen Menschen tun.
Hector hat Erfahrung mit solchen Fällen. In Cochabamba sind vor zwei Wochen mehrere Polizisten in den Hungerstreik getreten. Ein Konflikt, der schon länger schwelt. Dabei geht es um korrekte Besoldung, Aufstieg, ungerechtfertigte Entlassungen. Einer der Polizisten hatte sich schon von Frau und Kindern verabschiedet, den Strick an der Decke befestigt und gedroht, sich umzubringen, wenn nicht bis vergangenen Donnerstag, 17 Uhr, eine Lösung gefunden werde.
Hector erzählte, wie er den Polizisten überredete, das sein zu lassen und nach Weihnachten weiterzuhungern. Dass der Mann jetzt nicht mehr den Mut finde, sich umzubringen. Und nach einer Pause sagte er dann trocken: “Psychologisch sehr interessant.”

Sonntag, 14. Dezember 2008

Ein neues Zuhause

Endlich der Umzug. Im Gegensatz zu Lima wohne ich hier jetzt sehr ruhig. Dafür allerdings ohne Blick. Am Berg. In einer Dreier-WG in einem zweistöckigen Haus. In einem Zimmer mit Internetanschluss. Und wenn ich Zeit habe, mache ich mal Fotos . . .

Freitag, 12. Dezember 2008

Friedensarbeit praktisch

Bolivien steht - mal wieder - ein hartes Jahr bevor. Am 25. Januar darf das Volk über die neue Verfassung abstimmen, und die Tieflandpräfekten machen bereits ordentlich Stimmung gegen den Text und gegen den Präsidenten Evo Morales. Außerdem finden, wenn die Verfassung durchgeht, in einem Jahr schon wieder Parlaments- und Präsidentenwahlen statt. Und dann müssen da etliche hohe Posten neu besetzt werden. Zum Beispiel der des Defensors, dessen Amtszeit jetzt am 18. Dezember enden wird. Über eine Nachfolge hat noch niemand nachgedacht.
Es ist vorherzusehen, dass sich die Polarisierung zwischen Hoch- und Tiefland, zwischen alten Eliten und neuen sozialen Bewegungen, zwischen Mestizen und Indigenen, zwischen Regierung und Regionalpräfekten nach dem Referendum zuspitzen wird. Egal, wie es ausgeht. Deshalb haben sich nun einige Institutionen zu einer "praktischen Gemeinschaft" zusammengeschlossen und bei einem viertägigen Treffen in Santa Cruz darüber nachgedacht, wie sie verhindern können, dass diese Polarisierung wieder einmal mit Gewalt ausgetragen wird. Sie hatten sich hohen und kompetenten Besuch eingeladen: den US-amerikanischen Friedensforscher und Konflikt-Guru John Paul Lederach.
Der hat sich in den achtziger Jahren einen Namen gemacht, als er zwischen den Sandinisten und den Misquitos und anderen indigenen Völkern von der Karibikküste Nicaraguas vermittelte. Vier Jahre lang dauerte der Vorbereitungsprozess, bis sich die beiden Seiten schließlich an einen Tisch setzten und direkt miteinander sprachen. In perfektem Spanisch, mit viel menschlicher Wärme und im Plauderton erzählte Lederach von seinen Erfahrungen und erklärte anhand der Anekdoten nebenbei seine Theorien - in denen es wie immer im Fachgebiet nur so wimmelt von Pyramiden, Dreiecken, Zyklen und anderen geometrischen Figuren.
Bei der Theorie hielt sich der Gast aber nicht lange auf. Zum einen traf sich Lederach zwei Tage lang mit den Akteuren des nationalen bolivianischen Konflikts. Natürlich mit jeder Gruppe einzeln: Er hörte sich die Geschichten derer an, die auf Seiten der Präfektur und des Bürgerkomitees von Santa Cruz stehen, und er sprach mit denen aus den sozialen Bewegungen, die auf Seiten der Regierung sind. Dann traf er sich mit mehreren Gruppen, die um den Konflikt kreisen und einen etwas analytischeren Blick darauf haben. Und zu guter Letzt brachte er die einladendenden Institutionen soweit, dass sie sich darauf einigten, zusammen daran zu arbeiten, dass ein Dialogprozess im Land in Gang kommt, auf lokaler, regionaler und nationaler Ebene, zu verschiedenen Themen und mit verschiedenen Gruppen.
Ergebnisse wird das so schnell nicht zeitigen. Das nächste Treffen findet im März statt. Ohne den Guru. Aber immerhin: Ein Anfang ist gemacht.

Dienstag, 9. Dezember 2008

Südlich des Brenner


Von La Paz nach Cochabamba sind es 220 Kilometer. Im Bus brauchte ich für die kurvige Strecke durch die Andenhochebene und karge Berge sieben Stunden. Aber als ich kurz vor dem Ziel aus dem Tiefschlaf erwachte und noch ganz reiselethargisch aus dem Fenster blickte, erfasste mich mich sofort eine dieser euphorischen Stimmungen, bei denen ich immer nicht weiß, ob sie von der Realität an sich oder nur vom Höhenunterschied rühren. Ich fühlte mich jedenfalls, als hätte ich gerade den Brenner überquert und würde auf der Höhe des Gardasees aus dem Fenster schauen.

Cochabamba liegt auf 2500 Metern in einem breiten fruchtbaren hügeligen Tal inmmitten von Fünftausendern. Es hat einen idyllischen Hauptplatz mit einer italienischen Espressobar, die aus den 60er Jahren stammen könnte und wo ich gerne länger geblieben wäre, ein paar koloniale Straßenzüge, viele gemütliche Kneipen, hervorragendes Essen, ein mildes Klima und eine 40 Meter hohe Christusstatue auf einem Hügel namens Petersberg, die noch höher ist als das Vorbild auf dem Corcovado in Rio de Janeiro.

Da könnte man es durchaus länger aushalten, dachte ich mir, als ich nach anderthalb Tagen Arbeit in der Stadt nach Santa Cruz weiterflog. Keine Frage: ein idealer Ort für Besucher.




Samstag, 6. Dezember 2008

Krampus zu Besuch



"American Visa" heißt ein bolivianischer Film über einen Lehrer aus der Provinz, der unbedingt in die USA will. Der Typ kommt natürlich nicht weit. Schon bei seiner Ankunft in La Paz, auf dem Weg ins Hotel, steht er im Stau - wegen eines Trachtenumzugs. "Hier macht doch jeder, was er will", schimpft er entnervt. Der Taxifahrer reagiert sofort: Er schmeisst ihn aus dem Auto.

An diese Szene musste ich denken, als ich am Nikolaustag durch die Altstadt und direkt in einen Umzug lief. Ich war glücklicherweise zu Fuß unterwegs. Und keine Ahnung, ob das ein Trachten-, Masken- oder Nikolausumzug war. Hier wird so viel gefeiert - da verliert man leicht den Überblick.
































Dienstag, 2. Dezember 2008

Killikilli


Zum dritten Mal war ich jetzt schon auf dem Aussichtspunkt Killikilli - und musste doch wieder ein Foto machen.