Donnerstag, 24. Dezember 2009
Heilige Nacht!
Mittwoch, 23. Dezember 2009
Montag, 21. Dezember 2009
Lo que mata, es la humedad
Einen Tag lang verbrachten wir damit, die Rückreise zu organisieren. Rannten auf den schlammigen Straßen von Rurrenabaque zwischen dem Büro der Fluglinie, mehreren Reiseagenturen und dem Busbahnhof hin und her. Im Bus sind es 20 Stunden, im 4x4 15 Stunden nach La Paz. Wir schafften es in zehn, in der Nacht von Sonntag auf Montag, in drei verschiedenen Sammeltaxis. Wie Pferdewechsel zu Zeiten der Inkas. Hatten uns zwei Bolivianern angeschlossen, die wahrscheinlich illegal Edelhölzer verhökern, und uns die Fahrtkosten auslegten, als uns dann mitten auf der Strecke in der Nacht das Geld ausging. Um drei Uhr morgens kamen wir an.
Samstag, 12. Dezember 2009
Auf Achse
Sonntag, 6. Dezember 2009
De nuevo Evo
Foto: Wastl
Sonntag, 29. November 2009
Eine runde Sache
Donnerstag, 26. November 2009
Entspannung in den Yungas
Freitag, 16. Oktober 2009
Fragen über Fragen
Ein Jahr lang habe ich vor mich hingewurschtelt und das gemacht, was mein Chef Gonzalo für wichtig hielt. Ganz ohne Plan und Ziel. In dieser Woche aber haben wir uns in Santa Cruz für die Planung des nächsten Jahrs getroffen, zwei Dutzend Leute. Immerhin – es ging nicht nur um die Planung für mich, sondern auch für die Kollegin Verena, die an der argentinischen Grenze arbeitet, und drei bolivianische Kollegen, die die Defensoría del Pueblo neuerdings im Auftrag des DED im Norden von La Paz, in der Provinz Ballivián im Beni und in Monteagudo im Chaco Chuquisaqueño unterstützen. Plus eine internationale Fachkraft für den Beni, die gerade in Bonn ausgesucht wird. Außer dem Landesdirektor des DED und der Defensora waren die jeweiligen Chefs der Regionalbüros da, die Chefabteilung für Konflikte aus La Paz, mein Koordinator aus dem DED und noch ein paar weitere Wichtigheimer.
Rausgekommen ist eine Wirkungskette, an der wir jetzt unsere Arbeit orientieren müssen. Oberziel sind die Geltung und Einhaltung der Menschenrechte. Mittelfristig soll die Intervention der Defensoría del Pueblo in Konflikten effektiver werden. Rausgekommen ist auch ein Riesenpaket an Arbeit. Grob geschätzt die Hälfte davon teilen sich die fünf vom DED bezahlten Kollegen, die andere Hälfte betrifft meinen Arbeitsplatz. Unter anderem geht es darum, in den nächsten zwei Jahren ein komplettes konzeptionelles Fundament für die Arbeit in Konflikten yu entwickeln und die Kollegen in diesem Bereich zu schulen.
Dabei existieren ziemlich viele Unwägbarkeiten.
Da ist zum einen die politische Situation in Bolivien. Der letzte ordentlich ins Amt gewählte Defensor schied planmäßig im vergangenen Dezember aus. Weil aber das jetzige Parlament keine wichtigen Entscheidungen mehr trifft, da sich Bolivien im Februar für eine neue Verfassung und damit für Neuwahlen im Dezember entschieden hat, sind wir bereits seit fast einem Jahr unter Führung einer Interimschefin, die alles tut, um nicht aufzufallen.
Dann ist da die interne Situation. Die Interimschefin steht unter Beschuss, kürzlich hat ein Kongressausschuss ihre Absetzung verlangt. Mit der Wahl des Nachfolgers durch das neue Parlament wird aber nicht vor August 2010 gerechnet. Wenn dieser Nachfolger aber einmal feststeht, müssen alle wichtigen Funktionäre der Defensoría de Pueblo ihren Rücktritt einreichen – es wird also das komplette Personal ausgetauscht. Von der Linie des Nachfolgers hängt dann auch ab, ob die Defensoría del Pueblo weiterhin in Konflikten vermitteln wird oder nicht.
Nicht zuletzt redet dann auch Deutschland noch ein Wörtchen mit. Da ist zum einen die heikle Haushaltssituation, die daran zweifeln lässt, dass es nächstes Jahr wieder soviel Geld für Entwicklungshilfe geben wird wie in diesem Jahr. Und dann wollen sowohl CDU wie FDP den DED mit der GTZ zusammenlegen. Wie das ausgeht, weiß der Himmel.
Und dann muss auch noch ich entscheiden, ob ich meinen Vertrag, der noch ein Jahr läuft, überhaupt verlängern möchte. Wer weiß, wer der Nachfolger meines Chefs Gonzalo wird, wenn einmal das komplette Personal ausgetauscht ist? Fragen über Fragen. Planung ist eben nur das halbe Leben.
Samstag, 10. Oktober 2009
Oktoberfest
Freitag, 9. Oktober 2009
Neuwahl
Montag, 5. Oktober 2009
Abschied von Angelito
Freitag, 25. September 2009
Wiedersehen im Chaco
Mittagsschlaf am Straßenrand.
Sonntag, 13. September 2009
Familienzuwachs
Samstag, 22. August 2009
Die Jungfrau von Copacabana
Sonntag, 16. August 2009
Überlebt
Gonzalo hetzte neben mir auf dem Kopfsteinpflasterweg durch die Hotelanlage bei Cochabamba. Es hatte gerade ein bolivianischer Referent abgesagt, der Minister sein auf Donnerstag verschobenes Kommen auf Freitag zurückverlegt, Aerosur für diese Woche alle Morgenverbindungen von La Paz nach Cochabamba gekanzelt, die Kollegin aus Puerto Suarez ihr Flugzeug verpasst. Eine andere Kollegin wollte die mühevoll zusammengebastelte Zimmerbelegung neu aufrollen, der Drucker funktionierte immer noch nicht, und unser provisorisches Eventbüro war nach wie vor auf meinem Hotelbett installiert. Wir schauten uns verzweifelt an. „Das überleben wir“, versicherten wir uns schnell und hetzten lachend weiter.
Klar haben mein Chef Gonzalo, Kollege Héctor und ich als Organisationstrio die dreitägige Veranstaltung überlebt. Sie trug den langen Titel „Soziale Konfliktivität und Menschenrechte im Rahmen der aktuellen bolivianischen Staatsverfassung“. Hinterher ist dann immer alles nicht mehr so schlimm. Alle sind zufrieden, die kleinen Malheurs längst vergessen, und wir haben sogar eine schriftliche Belobigung der Defensora erhalten, ein Memorandum, das eine amtliche Korrespondenznummer trägt. Aber es war ein Kraftakt.
Seit Monaten hatten wir die Veranstaltung geplant: das dreitägige Programm, die 13 Referenten, die 100 Teilnehmer. Das hieß, ein Konzept ausarbeiten, Einladungen verschicken, Okays von oben einholen, Vortragende briefen, Kosten kalkulieren, Geldgeber gewinnen, ein Hotel unter Vertrag nehmen, Dokumente zusammenstellen, An- und Abreisen koordinieren, Namensschilder in Auftrag geben - und unzählige Listen in Excel ausarbeiten: der Teilnehmer, der Flugdaten, der Hotelbelegung, der Mittagessen, der Ausgaben, der Herkunftsorte, der Ausweisnummern und all der anderen Informationen, die man sonst noch in Listen sammeln kann oder muss.
Für eine staatliche Institution war es revolutionär, dass nicht nur 50 Kollegen aus dem eigenen Haus und den Büros aus dem gesamten Land teilnahmen, sondern auch Leute von außen: 20 Vertreter sozialer Verbände aus ganz Bolivien und zehn Repräsentanten von Menschenrechts- und anderen internationalen Organisationen. Dazu kamen Defensoría-Kollegen aus Peru, Kolumbien, Mexiko und Argentinien, vier Referenten aus Bolivien, darunter ein Philosoph, eine Soziologin und ein Indigena-Führer, die zwei ehemaligen Defensores und natürlich die aktuelle sowie der Vertreter des Carter-Centers und ein Minister.
Am ersten Tag stand ein Erfahrungsaustausch der Defensorías del Pueblo in Lateinamerika in sozialen Konflikten und Menschenrechten auf dem Programm. Am zweiten Tag ging es um die Konjunktur, Interkulturalität, soziale Bewegungen und Konflikte in Bolivien. Und am dritten wurde über die bolivianische Defensoría del Pueblo, ihre Erfahrungen, die Schwierigkeiten, Herausforderungen und Zukunftvisionen in diesem schwierigen Panorama gesprochen.
Da die Kollegen nicht im eigenen Saft schmoren konnten, gab es auch harte Kritik: Die Defensoría del Pueblo hat sich vom sozialen Wandel im Land abgekoppelt, die weißen Mittelschichtsanwälte wissen wenig über die soziale Realität der Mehrheit ihre Landsleute, die Struktur der Institution ist überholt, sie versucht verzweifelt, sich aus der Polarisierung im Land herauszuhalten und übersieht dabei, dass Menschenrechtsarbeit eben politische Arbeit ist. Die Vorschläge: Die Institution muss aufs Land gehen, sich strukturell erneuern, interkulturell ausrichten und in die Politik einmischen, ohne parteipolitisch zu werden.
Hohle Worte, könnte man nun urteilen. Aber – zugegeben zufälligerweise – wird gerade der Strategieplan für die nächsten zwei Jahre überarbeitet. Und tatsächlich sollen die Ergebnisse der Veranstaltung darin einfließen. Es gibt also Hoffnung, dass die Anstrengung Früchte trägt.
Abgesehen von dieser erfreulichen Aussicht, 1000 Fotos, 24 Stunden Ton- und Bildaufzeichnungen, viel Schweiß und sechs Arbeitstagen von sechs Uhr morgens bis zwölf Uhr nachts gibt es auch sonst durchaus Schönes zu berichten. Unser Mann für alles, Don Fidel, der das Organisationstrio zum Quartett macht, hat mich als Zeichen seiner Freundschaft auf ein wunderbares Bier eingeladen. Héctor und ich verstehen uns inzwischen ohne Worte. Und Gonzalo begrüßte mich beim Gesellschaftsabend, den es natürlich auch gab, mit den Worten: „Meine Seelenfreundin!“
Den fünfstündigen Rückweg hinauf auf die Hochebene und nach La Paz traten wir vier wieder im Dienstwagen an, nachdem am Samstag auch der letzte Teilnehmer abgereist war. Wir genehmigten uns erst einmal ein Riesenportion in Fett ausgebratener Schweineschwarten an der staubigen Durchgangssstraße von Vinto, mit gekochten Maiskörnern und einer Zweiliterflasche Fanta. Erschöpft saßen wir unter dem Segeltuch an einem kleinen Holztisch und zerrupften das Fleisch mit den Fingern, ohne viel zu sprechen. Zehn Meter weiter säuberten Arbeiter mit dem Hochdruckreiniger Motorfilter. Am Nebentisch genehmigte sich einer schon ein Bier. Der Lautsprecher versuchte den Verkehrslärm mit Bonanza zu übertönen, „música chicha“, wie man hier sagt.
Und dann, kurz bevor wir aufstanden, um wieder ins Auto zu steigen, da hätte ich meine drei Männer plötzlich am liebsten abgeküsst. So ist das, wenn es da ist, dieses unerklärliche bolivianische Glücksgefühl.
Ein historisches Foto: Die drei Chefs in der Geschichte der Defensoría del Pueblo.