Mittwoch, 26. September 2007

Das Duell

Meine letzte Tat in der Defensoría del Pueblo (das wusste ich aber natürlich auch erst hinterher) war ein Workshop. Die Moderatorin, meine Adjutantin Gloria (bei dem Namen konnte das ja gar nicht schief gehen), hat sich unermüdlich vor mich geschmissen, um die Schüsse abzuhalten, und dann so ordentlich an meiner Statt auf meinen Chef Rolando zurückgeschossen, dass mir manchmal vor Schreck die Luft wegblieb.


Die Fotos sehen ganz friedlich aus. Aber das täuscht. Auch Bilder können lügen.




Sandra und Gloria


Rolando und Pablo


Miguel und Jean Carlo

Freitag, 21. September 2007

Buen provecho!

Wie feiert man die heutige Auslieferung von Fujimori? Genau! Teresita, Uli und ich waren japanisch essen. Mit Genuss schoben wir uns die Sushi-Rolls hinein, bis wir wirklich nicht mehr konnten.

Mittwoch, 19. September 2007

¡Basta de impunidad!




Morgen soll sich endlich entscheiden, ob Chile den früheren peruanischen Präsidenten Fujimori ausliefern wird - und für welche der vielen Verbrechen, die er in seiner Amtszeit von 1990 bis 2001 begangen hat. Nur für die, für die er ausgeliefert wird, kann er hier im Land vor Gericht gestellt werden.

Dem jetztigen Präsidenten Alan García würde die Auslieferung gar nicht ins Konzept passen. Zum einen sind die Fujimoristen im Parlament seine Verbündeten. Zum zweiten würde ein Prozess in Peru das Land wahrscheinlich in eine ziemliche Krise stürzen. Und drittens hat er nämlich selbst Dreck am Stecken: In seine erste Amtszeit in den achtziger Jahren fallen heftige Menschenrechtsverbrechen - und ein Staatsbankrott.





Der japanischstämmige Fujimori war nach García dran und hat dann gleich das ganze politische System Perus ausgehöhlt. 1992 setzte er die Verfassung des Landes außer Kraft und löste das Parlament auf. Spitzenpositionen in Verwaltung, Justiz und bei den Streitkräften besetzte er mit Getreuen. Wer sich kritisch äußerte, wurde vom Geheimdienst verfolgt und gewaltsam eingeschüchtert.

Das System verkam zu einer Scheindemokratie. Im Frühjahr 2000 trat Fujimori zum dritten Mal als Präsidentschaftskandidat an, obwohl ihm die Verfassung eine dritte Amtszeit untersagte. Er gewann die Wahl durch Manipulationen.

Als die Bestechung eines oppositionellen Abgeordneten durch den Geheimdienstchef Montesinos auf Video aufgezeichnet und landesweit ausgestrahlt wurde, setzte sich dieser ins Ausland ab, Fujimori flüchtete nach Japan. Von einem Hotelzimmer in Tokio aus reichte er seinen Rücktritt ein - per Fax. Damit kam er der Absetzung durch den peruanischen Kongress zuvor.

2005 tauchte er überraschend in Chile auf und erklärte, er wolle nach Peru zurückkehren und dort bei den Präsidentenwahlen 2006 antreten. Daraus wurde dann nichts: Er wurde verhaftet. Auch sein Versuch, sich in diesem Jahr in den japanischen Senat wählen zu lassen und so seinen Kopf aus der Schlinge zu ziehen, scheiterte.

Während seiner Amtszeit kamen mindestens 7000 Menschen ums Leben.



Montag, 17. September 2007

Que calorcito!



Das ist ein Schnappschuss von Teresita. Man sieht es: Teresa kommt auch deshalb gerne zu mir, weil ich eine Heizung habe. Seit kurzem wohnt sie auch noch bei mir um die Ecke, was wir beide suuuper finden. Was man nicht sieht: Die Juristin mit Spezialgebiet internationales humanitäres Recht ist knallhart. Sie hat geschafft, was ich wahrscheinlich nicht hinkriege: Sie hat doch glatt ihren Chef abgesägt.

Teresita stammt aus Barcelona, lebt dort aber schon lange nicht mehr. Erst war sie für ihre Doktorarbeit drei Jahre in Berlin, und jetzt wohnt sie im fünften Jahr hier in Lima. Leider nur noch bis nächsten Juni.

Wenn wir ausgehen, gehen wir in der Regel zusammen aus. Es ist immer sehr lustig, wenn ich mit ihr durch die Kneipen ziehe - allerdings sind meine Nachtschwärmereien seither deutlich gesünder geworden. Teresita ist Jogalehrerin und Vegetarierin, trinkt weder Alkohol noch Kaffee - und raucht natürlich auch nicht. Obwohl sie nicht missionarisch veranlagt ist, komme ich praktisch nicht zu mehr als zwei kleinen Bieren - und morgens regelmäßig mit einem Mordsdurscht nach Hause . . .

Sonntag, 9. September 2007

La Puntita

Zu Lima gehört natürlich auch ein Hafen, aber der ist schon eine andere Stadt - auch wenn man das gar nicht merkt, weil irgendwie alles zu einem Neun-Millionen-Einwohner-Brei zusammengewachsen ist. Die Hafenstadt Callao ist berüchtigt für Mord und Totschlag. Und für La Punta, eine kleine Halbinsel mit einer netten Strandpromenade, hervorragenden Fischrestaurants, alten Kolonialgemäuern und einer ruhigen Urlaubsatmosphäre.



Debora hatte für uns einen kompetenten Führer aufgetan: Mario, der Cousin ihrer peruanischen Arbeitskollegin in Bogotá. Er hat drei Jahre in der Stadtverwaltung von Callao gearbeitet und kennt selbst die Taschendiebe der Stadt.








Barranco bei Tage

Barranco war früher mal der Badeort der Bessergestellten von Lima. Heute liegt Barranco mitten in der Stadt und ist so eine Art Künstlerviertel mit extrem hoher Kneipendichte.

























Samstag, 8. September 2007

Warmduscher und Kaltbader




Pachacamac war zur Inkazeit eine der größten Pilgerstätten der Alten Welt. Heute sind davon in der Wüste am Rande von Lima nur noch mehrere Haufen Steine, die Frauengemäuer und ein zusammengefallener Sonnentempel übrig. Erhalten hat sich aber der wunderbare Blick aufs Meer.

Während ich in meinem dicken Wintermantel fror, Angst vor den großen Wellen hatte und zu meiner Verteidigung ein paarmal ordentlich hustete, stürzte sich Debora furchtlos in den eiskalten Pazifik. Das sind Maßstäbe - also für alle künftigen Besucher! Nicht für mich. Ich gehöre nun ganz eindeutig zu den Warmduschern.

















Donnerstag, 6. September 2007

Mein erster Urlaub

Wenn man Alpträume von Tsunamis und Erdbeben hat, sollte man vielleicht das Land wechseln - oder den Chef. Meine ersten Urlaubstage verbrachte ich mit Fieber im Bett. Meinen Chef störten weder der Urlaub noch das Fieber. Er befahl mir in eisigem Ton, in die Arbeit zu kommen.

Wie gut, dass sich Debora nach 16 Stunden Busfahrt von dort, wo wir uns eigentlich treffen wollten, nochmal 18 Stunden in den Bus gesetzt hat, um mich in Lima zu besuchen und Krankenschwester zu spielen. Das half. Ich flehte dann zum ersten Mal in meinem Leben einen Arzt an, mich krankzuschreiben. Das half auch.

Statt Sonne am Strand also Minztee auf meinem Sofa.