Samstag, 21. Juli 2007

Im Büro



An der Rezeption sitzt Jorge mit der Sekretärin aus der Abteilung für die Rechte von Kindern und Jugendlichen. Jorge ist unser Mädchen für alles. Als ich ihn kürzlich nach der Arbeit ein Stück im Auto mitnahm, sagte er: "Ich wurde als Chauffeur eingestellt. Eigentlich müsste ICH am Steuer sitzen."

Jorge kommt aus Bagua Chica, Region Amazonas, im Norden des Landes, was sich, wenn er es ausspricht, anhört wie Wawa. Tatsächlich ist er Fischerei-Ingenieur, Spezialgebiet Weichtiere. Am Wochenende fährt er Taxi. Er wohnt mit seiner jüngeren Schwester zusammen und sucht dringend eine Frau. Seit er kapiert hat, dass ich nicht zur Verfügung stehe, will er, dass ich ihn mit einer Deutschen verkupple.





Die Bürowelt aus dem Blickwinkel meines Schreibtisches: Neben mir sitzt Sandra, dahinter arbeiten Pablo (Mitte) und Miguel. Hinten an der Wand sitzt außerdem noch Jean-Carlo.






Gustavo teilt sich mit Rocio, einer jungen Studentin, das Eckchen hinter der Tür, auf der anderen Seite meines Schreibtisches. Gustavo wäre fast Pfarrer geworden. Jetzt ist er Philosoph. Er entspricht so gar nicht dem Macho-Bild, das sich die Latinos gerne von sich machen. Sein Vater pflegte ihn deshalb als Schwulen zu beschimpfen.


Der Vater war ein Militär, der in der schlimmsten Terrorismus-Zeit in den Bergen in Ayacucho Dienst tat, da wo sie auf dem Kasernengelände heute noch die zu Tode Gefolterten ausgraben. Das Thema ist in der Familie tabu.




Unser Chef Rolando hat das Privileg eines eigenen Zimmers. So leger wie auf dem Bild sieht man ihn allerdings so gut wie nie.

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