Mittwoch, 8. Oktober 2008

Besprechung auf Bolivianisch

Kokablätter sollen gegen Hunger, gegen Kälte und gegen die Höhe helfen. Gesund sind sie natürlich auch, weshalb sie ganz zu Unrecht auf der Liste der international verbotenen Substanzen gelandet sind. Selbst in Santa Cruz, das nur auf 400 Metern über dem Meeresspiegel liegt und wo es in diesen Tagen etwa 40 Grad heiß ist, finden sich Kokaläden. Dort gibt es Kokatee, Kokamehl und Kokabonbons zu kaufen. Was es dort nicht gibt, ist Kokain.

An der Kokatradition liegt es denn auch, dass eine bolivianische Besprechung notgedrungen mit einer Frage beginnt, die man anderswo nicht kennt: Wer kaut mit? Stühlerücken, dann sitzen drei Männer an einem Eck des Karrees zusammen, jeder mit einem grünen Häufchen vor sich auf dem Tisch. Sie zupfen unablässig einzelne Kokablätter heraus, streichen sie glatt, legen sie übereinander, knicken sie zu einem kleinen Päckchen und schieben es sich in den Mund. Eines nach dem anderen, bis von außen in der Backe eine knödelartige Ausbuchtung zu sehen ist.

Ich schätze mal, so ab 50 Blättern wird das Reden schwierig. Das stört die Bolivianer aber nicht. Und das einzige, was am Schluss übrigbleibt, sind die aussortierten Abfälle am Boden.

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